Symphoniker Hamburg / Sylvain Cambreling
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© Marco Borggreve

Galina Ustwolskaja war eine Frau, deren Schaffen von asketischer Kontemplation und kompromisslosen Ausbrüchen geprägt war. Von 1937 bis 1947 studierte sie am Konservatorium in ihrer Heimatstadt Leningrad, wo Dmitri Schostakowitsch nicht nur einer ihrer wichtigsten Lehrer, sondern auch einer ihrer großen Bewunderer war. Schostakowitsch wird mit den Worten zitiert, er sei nur ein Talent, sie ein Phänomen. Bis zuletzt lebte die Komponistin zurückgezogen und scheute jede Öffentlichkeit. »Ich schreibe dann, wenn ich in einen Gnadenzustand gerate. Danach ruht das Werk eine Zeitlang, und wenn seine Zeit gekommen ist, gebe ich es frei. Wenn seine Zeit nicht kommt, vernichte ich es.« Nach 1990 hat die Komponistin bis zu ihrem Tod 2006 kein einziges weiteres Werk mehr zur Aufführung freigegeben.

Die Komposition Nr. 2 »Dies lrae« (1972/73) für acht Kontrabässe, Holzkiste and Klavier beginnt mit leidensvollen Tastenanschlägen, die zu einer choralartigen 11-Ton-Reihe ergänzt werden. Die komplette Bassgruppe fällt dazu im drei- bis fünffachen Forte ein, durchweg Abstrich und »sehr kurz, trocken, mit starkem Bogendruck« gespielt. Als drittes Element Hammerschläge auf eine Holzkiste: »intensiv, bedeutungsvoll«. Die brutalen Tutti- und Hammerschläge geraten zur Vision vom »Tag des Zorns«, an dem die Holzkisten aufspringen und die Toten vor Gericht stehen. Das Werk endet im sphärischen Pianissimo, wie der Schluss eines Requiems, mit seinem Blick ins lichte Jenseits.

Der Satz »Libera me« entstand für die von Verdi angeregte Gemeinschaftsarbeit von 13 italienischen Komponisten – »Messa per Rossini«–, die zwar zustande kam, nicht jedoch die geplante Aufführung am ersten Jahrestag von Rossinis Tod 1869. Jener Satz, überarbeitet, wurde zur Keimzelle von Verdis Requiem-Vertonung, die er 1873/74 komponierte und – nun zum ersten Todestag des Dichters Alessandro Manzoni – 1874 aufführte. Vorangegangen waren Äußerungen wie »Totenmessen gibt es viele, viele, viele! Es ist sinnlos, noch eine hinzuzufügen«, deren möglicherweise ironischer Kontext unklar bleibt. War es Verdi doch sehr ernst mit dem Gedenken an seine Freunde, für die er den Text der »Missa pro defunctis« wählte, mit der klaren Vorstellung, es solle eben nicht »wie eine Oper« gesungen werden. Immer wieder machte der Komponist deutlich, dass für ihn Aussage und Integrität des Werks im Mittelpunkt stehen.



Eduard Hanslick schrieb anlässlich der Wiener Aufführungen im Juni 1875: »Trauer und Bitte, Entsetzen und hoffende Zuversicht, sie sprechen hier eine leidenschaftlichere und individuellere Sprache, als wir sie in der Kirche zu hören gewohnt sind [...] und der Italiener hat doch ein gutes Recht, zu fragen, ob er denn mit dem lieben Gott nicht Italienisch reden dürfe?«

BESETZUNG

Symphoniker Hamburg Orchester

EuropaChorAkademie Chor

Mandy Fredrich Sopran

Marina Prudenskaya Alt

Dmytro Popov Tenor

Bogdan Talo Bass

Joonas Ahonen Klavier

Sylvain Cambreling Dirigent

PROGRAMM

Galina Ustwolskaja
Composition Nr. 2 »Dies irae«

Giuseppe Verdi
Messa da Requiem

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