Martin liest den Koran - Kinostart
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Mit seinem Debütfilm präsentiert der junge Berliner Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Jurijs Saule ein intensives Kammerspiel, das den Zuschauer mit drängenden Fragen nach Glauben, Radikalisierung und der Bedeutung von Worten konfrontiert. Der Film, der von einer beeindruckenden schau-spielerischen Leistung von Ulrich Tukur und Zejhun Demirov getragen wird, lädt das Publikum zu einer emotionalen Achterbahnfahrt ein und hinterlässt nachhaltige Spuren. Die Idee zum Drehbuch stammt von Michail Lurje, mit dem Saule die finale Fassung gemeinsam geschrieben hat. Dafür wurden die zwei bereits 2022 mit dem Deutschen Drehbuchpreis ausgezeichnet.

Ein unerwartetes Zusammentreffen: Die Handlung

„Martin liest den Koran“ erzählt die Geschichte eines 35-jährigen Familienvaters mit iranischen Wurzeln namens Martin, der erst vor Kurzem begonnen hat, den Koran zu studieren. Getrieben von der Suche nach Antworten und einem tiefen inneren Konflikt, besucht er Professor Neuweiser, einen angesehenen Experten für Islamwissenschaft. Was als vermeintlich harmloses Gespräch über Religion, Moral und die Grenzen des Glaubens beginnt, entwickelt sich rasch zu einem nervenaufreibenden Kräftemessen.

Martin offenbart dem Professor, dass er heute Morgen einen Terroranschlag vorbereitet hat. Er ist überzeugt, dass die Gewalt, die er plant, im Einklang mit den Lehren des Korans steht. Für Professor Neuweiser beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: Kann er Martin davon überzeugen, dass der Koran Gewalt eindeutig verbietet? Oder wird er scheitern und zulassen müssen, dass die Bombe ihren Zweck erfüllt und Unschuldige tötet?

Jurijs Saule: Der Meister des psychologischen Thrillers

Regisseur Jurijs Saule beweist mit „Martin liest den Koran“ seine Fähigkeit, tiefgreifende gesellschaftliche Themen in einem minimalistischen Setting zu verhandeln. Präzise Inszenierung, gepaart mit der ungewöhnlichen Kameraarbeit von Arsenij Gusev, und das Gespür für menschliche Abgründe, schafft Saule eine dichte Atmosphäre, in der die Zuschauer die Anspannung zwischen den beiden Protagonisten hautnah miterleben.

Saule gelingt es, das Kammerspiel nicht nur als politischen Thriller, sondern auch als philosophische Reflexion über die Ursachen von Radikalisierung und die Möglichkeiten der Versöhnung zu inszenieren. Dabei hält er die Spannung bis zum letzten Moment und lässt bewusst offen, was Wahrheit und was Täuschung ist.

Zu Jurijs Saule: Jurijs Saule stammt aus einer jüdisch-russischen Familie und wurde 1985 in Lettland geboren. Er studierte Slawische Sprachen und Literatur sowie Mathematik (MA) an der Humboldt Universität Berlin. Jurijs Saule ist Mitglied der Deutsche Filmakademie.

Eine beeindruckende Besetzung

Ulrich Tukur, der in der Rolle des Professor Neuweiser brilliert, und Zejhun Demirov als vielschichtiger Martin liefern eine darstellerische Glanzleistung ab. Die Chemie zwischen den beiden Akteuren ist greifbar und verstärkt die emotionale Wucht des Films. Demirov, der den innerlich zerrissenen Familienvater verkörpert, beeindruckt durch seine Fähigkeit, zwischen Bedrohlichkeit und Verletzlichkeit zu wechseln und damit das Publikum in seinen Bann zu ziehen.

Ein Film, der zum Nachdenken anregt

„Martin liest den Koran“ ist mehr als nur ein Thriller – es ist ein Film, der drängende Fragen aufwirft: Wie entstehen Hass und Radikalisierung? Können Worte Leben retten? Und wie weit reicht die Verantwortung des Einzelnen, wenn er sich mit den mächtigsten Texten der Menschheit auseinandersetzt?

Der Film hinterlässt keine einfachen Antworten und lässt die Zuschauer nicht so schnell wieder los. Er verzichtet bewusst auf die Konventionen des Kunstkinos und schafft Raum für Tiefe, die zur Reflexion einlädt – ohne dabei tendenziös zu sein. Die Spannung, die sich durch die dialogische Auseinandersetzung zwischen Martin und Professor Neuweiser entwickelt, wird bis zur letzten Minute aufrechterhalten und findet in einem unerwarteten Finale ihren Höhepunkt.

Mit „Martin liest den Koran“ beweist Jurijs Saule sein Talent, aktuelle gesellschaftliche Themen in einen filmischen Kontext zu setzen, der den Zuschauer fordert und tief berührt. Unterstützt von einer herausragenden Besetzung, ist der Film ein Muss für alle, die sich mit den brisanten Themen unserer Zeit auseinandersetzen möchten.

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