Künstlerische Audiodeskription für Tanz – BIPoC only
  • Sonstige

© Johannes Beschoner

Der Theaterraum muss ein Raum der Begegnung und der Kommunikation sein, der auch von, für und zwischen marginalisierten Personen gestaltet wird. Die Audiodeskription ist eines von vielen Werkzeugen, um dies zu ermöglichen. Klassischerweise wird unter Audiodeskription eine gesprochene, »neutrale«Beschreibung dessen verstanden, was auf einer Leinwand, Bühne oder einem Bild zu sehen ist, um blinden und sehbehinderten Menschen den Zugang zu den Inhalten zu ermöglichen. In diesem Workshop beschäftigen wir uns jedoch mit der künstlerischen Audiodeskription, die aus der klassischen Form hervorgegangen ist.Bei der künstlerischen Audiodeskription berücksichtigen wir, wie auch bei der klassischen, den gesamten Klangraum und die Wahrnehmungsstile von blinden und sehbehinderten Menschen. Dabei gehen wir jedoch einen Schritt weiter: Wir verstehen Audiodeskription nicht nur als zusätzlichen Service zur Barrierefreiheit, der lediglich »berichtet«, was auf der Bühne passiert, sondern als integralen Aspekt der choreografisch-künstlerischen Arbeit (neben Kostüm, Tanz, Musik usw.). Dadurch wird der Zugang zur künstlerischen Erfahrung eines Tanzstücks ermöglicht. Wir setzen keine Neutralität voraus, sondern erkennen die Subjektivität an: Rassifizierte und marginalisierte Körper und ihre Ausdrucksformen auf und hinter der Bühne in dieser Gesellschaft sind nicht neutral. Wir erkennen Neutralität als ein erzwungenes Narrativ an, das Whiteness/Weißsein ermöglicht. Indem wir Subjektivität einladen, erforschen wir die Audiodeskription als künstlerisches Mittel. Kein Tanz, keine Intention, kein*e Tänzer*in ist gleich. Es ist gerade der Reichtum der Subjektivität, der Kunst so fesselnd macht und es uns ermöglicht, uns selbst im Werk wiederzufinden.Der Workshop wird von Naomi Sanfo-Ansorge und Zwoisy Mears-Clarke geleitet. Ziel des Workshops ist es, sich mit Audiodeskription für Tanz vertraut zu machen und dabei der eigenen Kreativität Raum zu geben. In einer bewegten Atmosphäre werdet ihr verschiedene Ansätze von Beschreibungen sowie unterschiedliche Sprech- & Beschreibungsmodi erproben. Zudem stellen Zwoisy und Naomi ihre Arbeit als Audiodeskriptions- und Dramaturgie-Team vor und zeigen, wie die erprobten Methoden in den Entwicklungsprozess einer Tanzproduktion übertragen werden können. Die Dramaturgie ist die Struktur eines Stückes. Dramaturg*innen gestalten den Spannungsbogen eines Stückes. Blinde und sehbehinderte Dramaturg*innen sorgen dafür, dass die Intentionen der Choreograf*innen durch die choreografische Verflechtung von Tanz, Kostüm, Audiodeskription, Lichtdesign usw. vermittelt werden und so eine spannende künstlerische Erfahrung für das blinde und sehbehinderte Publikum entsteht.Workshop-Teilnahme:Dieser Workshop richtet sich ausschließlich an BIPoC (engl. für Schwarze Personen, Indigene Personen und Personen of Colour), also Menschen, die von Rassismus negativ betroffen sind. Mixed Race Personen sind ebenfalls herzlich eingeladen teilzunehmen. Eine ausführlichere Beschreibung unserer (Zwoisy und Naomi) Verständnisse dieses Oberbegriffs (BIPoC) finden Sie weiter unten auf dieser Seite.Genauer gesagt, richtet sich dieser Workshop anBIPoC Mitglieder der sehbehinderten und blinden Community / Publikum sowieBIPoC professionelle Tanzschaffende jeglichen Sehvermögens. Wenn Sie auf einem anderen künstlerischen Feld (Performance, Theater, Film, Literatur, bildende Kunst, …) professionell tätig sind, und offen für die Beschäftigung mit Tanz, laden wir Sie ebenfalls ein, sich anzumelden.Für die Teilnahme an diesem Workshop sind Vorerfahrungen mit Audiodeskription nicht erforderlich. Melden Sie sich an, wenn Sie sich für die Entwicklung künstlerischer Audiodeskriptionen für Tanz interessieren und dies selbst ausprobieren möchten!PausenAn beiden Workshoptagen wird es nach Bedarf mehrere kleine Pausen sowie eine längere Mittagspause (13:00 bis 14:30) geben. Die Dauer der Pausen richtet sich nach dem Bedarf der Workshopteilnehmenden und ggf. Assistenzhunde. Außerdem wird an beiden Tagen ein kostenloses Mittagessen (vegetarische/vegane/glutenfreie/lactosefreie Optionen) auf dem Theatergelände im Restaurant Peacetanbul angeboten. KostenDie Teilnahme ist kostenfrei und mit Anmeldung. Die Kosten für das Mittagessen werden von Kampnagel übernommen. Die Kosten für Getränke, Fahrten und Übernachtungen können leider nicht übernommen werden.AnmeldungMit Ihrer Anmeldung bestätigen Sie, dass Sie die Teilnahmebedinungen gelesen haben und sich als rassifizierte, migrantisierte, oder marginaliserte BIPoC identifizieren.Zur Anmeldung schicken Sie bitte bis spätestens 15.01.2025 eine Email an barrierefreiheit@kampnagel.de und geben Sie folgende Infos an:Name Warum interessieren Sie sich für diesen Workshop? (maximal 3 Sätze)Wie können wir Sie am besten erreichen (E-Mail/Telefon)?Benötigen Sie einen Abholservice von und zur nächstgelegenen Haltestelle von Kampnagel und/oder Assistenz während des Workshops? Dafür kann eine Assistenzperson kostenlos zur Verfügung gestellt werden.Kommen Sie mit einem Assistenzhund? Kommen Sie mit einer eigenen Assistenzperson?Haben Sie Lebensmittelunverträglichkeiten?Wenn Sie allgemeine Fragen oder Fragen zur Barrierefreiheit haben, teilen Sie uns diese bitte mit.Für den Workshop gibt es maximal 10 Plätze. Anmeldungen blinder und sehbehinderter Teilnehmer*innen haben Priorität. Anmeldungen anderer behinderter Teilnehmer*innen haben zweite Priorität. Anmeldungen aus dem Tanz gegenüber anderen Kunstformen haben dritte Priorität.Workshop-Leiter*innenNaomi Sanfo-Ansorge ist freischaffende Performerin, Tanzpädagogin, Audiobeschreiberin und AD-Dramaturgin für Tanz und Musiktheater. Sie tanzt seit Februar 2022 in der Tanzcompany Chorosom. Naomi hat den Bachelor of Arts in Lehramt Sonderpädagogik an der Uni Hamburg und ihre Ausbildung zur Lehrerin für Tanz 2019 an der Erika Klütz Schule Hamburg abgeschlossen. Als sehbehinderte Tanzschaffende verbindet Naomi ihre Arbeit mit ihrem persönlichen Wahrnehmungsstil und den unterschiedlichen Perspektiven blinden und sehbehinderten Publikums und versteht dabei Mittel der Zugänglichkeit als künstlerische Inspiration. Zwoisy Mears-Clarke versteht sich als Choreograf*in der Begegnung. Das spiegelt sowohl Zwoisys Ansatz als Schwarze*r freiberufliche*r Choreograf*in als auch als Community Organizer (wörtlich übersetzt: ‚Gemeinschaftsorganisator*in‘) wider. Seit Beginn von Zwoisys Karriere entwickelt Zwoisy mit einem intersektionalen Ansatz Tanzproduktionen für ein Publikum von sehbehinderten, blinden und sehenden Menschen. Zwoisy nutzt das Potenzial von Tanz, Audiodeskription, Poesie und Geschichtenerzählen, um Formen der Unterdrückung wie (Neo-)Kolonialismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit und Ableismus sichtbar zu machen und um Begegnungen zu ermöglichen, die unter anderen Umständen unmöglich wären. Eine Anmerkung zum Begriff BIPoCWir verstehen BIPoCs als diejenigen, die (durch einen oder mehrere Elternteile) vom afrikanischen Kontinent, Ost-, West- und Südasien, dem Nahen Osten, den indigenen Völkern Australasiens, Amerikas, der Karibik und den indisch-pazifischen Regionen abstammen. Darüber hinaus umfasst dieser Begriff Schwarze, Latinx, Sinti, Roma, indigene, (post-)migrantische, rassifizierte und migrantisierte Personen, Travellers und mixed-race Menschen. Sie umfasst weder die Nachkommen von Europäer*innen, die aus beruflichen/kolonialen Gründen nach Afrika, Asien oder Amerika migriert sind, noch weiße europäische Migranten. Wir erkennen an, dass Race ein soziales Konstrukt ist und rassifizierte Erfahrungen je nach Kontext variieren können. Bitte beachten Sie, dass diese Definition von BIPoC gelebte Erfahrungen in europäischen und anderen westlichen Kontexten widerspiegelt und immer noch in der Entwicklung begriffen ist. Wir, Zwoisy und Naomi, sind offen für Feedback, Gespräche und Überarbeitung. Kontaktieren Sie uns gerne, um ins Gespräch darüber zu kommen.

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