Fragile - Maria und Natalia Petschatnikov, Volker März
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© Daniel Müller
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Wer kennt sie nicht, die kleinen Porzellanfigurinen, die zu Sammlerstücken avanciert sind und nicht selten als Beispiel für den Begriff Kitsch herhalten müssen. Für Maria und Natalia Petschatnikov repräsentieren die weichen Formen der glänzenden kleinen Skulpturen die fragile Welt der Vergangenheit.

Sie haben sie bei einem Studienaufenthalt in Dänemark in einem Antiquitätengeschäft entdeckt. Die Figuren, egal ob sie einen wilden Eisbären, ein Inuit-Kind oder eine Allegorie des Schmerzes darstellen, werden durch die Schönheit des weißen-blauen Porzellans vereint und sind in ihrer Verniedlichung ansprechend. Sie können als Metapher für eine „heile Welt“ gelesen werden.

Maria und Natalia Petschatnikov kehren dieses Bild um, indem sie die Figuren vergrößern und ihre Zerbrechlichkeit thematisieren. Die Schönheit wird auch durch die Installation gebrochen, die mit Transportkisten und -paletten eine Umbruchsituation suggeriert. Porzellan ist ein ambivalentes Material: Trotz seiner Stabilität steht es auch für Zerbrechlichkeit. Es ist schön und kitschig, wertvoll und günstig, besonders und alltäglich, europäisch und global.

Die beiden Konzeptkünstlerinnen legen die bedeutungsreiche und vielschichtige Fragilität des Porzellans offen. Sie stellen Fragen nach den Verbindungen der „Porzellan-Welt“ mit der realen Welt. Porzellan ist, obgleich eine chinesische Erfindung, ein wichtiger Bestandteil der europäischen Geschichte. Seit dem 18. Jahrhundert hat jedes europäische Land in jeder Epoche sein eigenes Porzellan produziert, und selbst die grausamsten und ungerechtesten Regimes haben wunderschöne Porzellanfiguren hervorgebracht. Themen wie Identität, Ästhetik als Kommunikationsmittel, europäische Traditionen und sich wandelnde Werte werden hier verhandelt.

Volker März ist ein politisch denkender und konzeptuell arbeitender Künstler, der seine Reflexionen in einem erzählerischen Rahmen vor uns ausbreitet. Ganz im Sinne seiner gesellschaftlichen Themen beschränkt er sich dabei nicht auf eine Kunstgattung, sondern arbeitet spartenübergreifend in Bildender Kunst, Musik und Literatur. Er beobachtet die gesellschaftlichen Veränderungen genau und kommentiert sie mit seinen farbigen Tonfiguren.

Wie ein Seismograph zeichnet Volker März in seinen neuen Werkserien zwei große Entwicklungen in unserer Gesellschaft auf. Da ist zum einen die Vereinzelung des modernen Menschen. Die Werkserie Kussmuss entstand in der Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Pandemie, die körperlichen Kontakt verhindert, erschwert und unbeholfener gemacht hat, obgleich wir die körperliche Nähe eines geliebten Menschen brauchen. Der Kuss muss passieren, wir können nicht ohne. Die Küssenden stehen für eine existenzielle Sehnsucht und für unsere Entfernung davon. Sie sind Ausdruck unserer Fähigkeit, zu lieben. Und damit auch Hoffnungsträger.

Und da ist die Freiheit. Die Freiheit, zu denken und zu sagen, was man will. Zu sein, wer und was man will. Die Notwendigkeit, die Freiheit unseres Gegenübers zu akzeptieren und zu verteidigen. Die ultramarinblauen Vögel machen Ausflüge und Abflüge von ihren Menschen aus – wie Gedanken, die aus uns herauskommen und die zu uns finden. Blau ist die Farbe des Geistes und der Sehnsucht. Und so sind auch die Gedanken-Vögel von Volker März verfasst. Sie begleiten uns. Sind kostbar und doch nur aus Ton gefertigt. Sind fest und fragil zugleich. Trifft auf sie zu, was der Künstler über seine Figuren sagt? “Meine Figuren sind wie wir Menschen: mindestens einmal durchs Feuer gegangen, trotzdem sehr zerbrechlich und natürlich käuflich.”

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