Deutsche Hörer! Thomas Manns Radiosendungen nach Deutschland (1940 bis 1945)
- Sonstige
„Deutsche Hörer!“ – so lautete der Titel der Sendungen, zu denen die BBC den weltberühmten Schriftsteller und Nobelpreisträger 1940 eingeladen hatte, der seit 1938 im amerikanischen Exil lebte. In 59 verzweifelten, glühenden humanistischen Appellen redete er den deutschen Hörern bis November 1945 ins Gewissen. Sie wurden auf abenteuerlichen Wegen von der BBC nach Europa übertragen und über den Deutschen Dienst meist regelmäßig einmal monatlich ausgestrahlt.
Unter seinen zahlreichen Reden und Schriften nehmen sie eine besondere Rolle ein. Sie stellen die entschiedensten und kompromisslosesten Äußerungen des Dichters zu Fragen des Zeitgeschehens dar. Er zeigt sich in ihnen als politisch agierender Schriftsteller im Kampf gegen den Faschismus.
In den fünf- bis achtminütigen, pointiert formulierten Reden kommentierte Thomas Mann das aktuelle Kriegsgeschehen, attackierte die Lügenpropaganda Goebbels‘ und klärte seine Hörer über die Verbrechen der Nationalsozialisten auf.
Kaum ein rhetorisches Mittel ließ er aus, um seine Hörer wachzurütteln und sie über die wahre Natur ihrer Führer – „die fluchbeladene Schinderbande der Nazis“ – aufzuklären.
Mit flammenden Plädoyers drängte er auf eine deutsche Selbstbefreiung, eine „demokratische Revolution von innen“. Ihm lag daran, wenigstens den Kampfeswillen der Deutschen für das NS-Regime zu mindern, um damit den Alliierten den Sieg zu erleichtern.
Anlässlich des 150. Geburtstags des Autors hat der S. Fischer Verlag eine Neuausgabe mit einem umfangreichen Vor- und Nachwort von Mely Kiyak herausgebracht. Sebastian Guggolz, Teamleiter Klassiker bei Fischer, stellt sie gemeinsam mit der Dramaturgin Sonja Valentin vor, die über Thomas Mann promoviert wurde.
Der Schauspieler Burghart Klaußner – wie Thomas Mann Mitglied und Träger der Plakette der Freien Akademie der Künste – wird aus den Radioansprachen lesen.
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