Der gute Mensch von Sezuan
- Sonstige
Junge Regie / nach Bertolt Brecht / Regie Yida Guo
Der junge Theatermacher Yida Guo befragt Brechts berühmten Parabelstück– entstanden im Exil zwischen 1938 und 1940 - aus der Sicht des modernen China, das auf ein verheißungsvolles, aber taumelndes Europa blickt:
Die Götter bitten Shen Te aus der chinesischen Provinz Sezuan nach Deutschland zu gehen. Sie sind auf der Suche nach echter Güte in einer Welt voll, wenn’s gut läuft, höflicher Kälte. In der Ferne winken Freiheit, Wohlstand, Gleichheit und Recht. Das sind doch die richtigen Vorzeichen (Attention fragile!) für ein gutes Leben, als „guter Mensch“. Mit etwas göttlicher Starthilfe eröffnet Shen Te einen kleinen Laden, ist großzügig und arbeitet hart. Die Enttäuschung ist natürlich vorprogrammiert. Konfrontiert mit extremer Ungleichheit, bürokratischen Hürden, Denunziation und sogar mit Gewalt gegen Fremde, verliert sie schnell den Mut. Und auch die Liebesgeschichte mit einem verhinderten Flieger ist nicht frei von finanziellem Kalkül. Irgendwann kann sich Shen Te der globalen Logik des Kapitals nicht mehr entziehen und gründet - in anderer Identität – eine Fabrik, die unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen billige E-Zigaretten produziert. Gut und Böse also in einer Person. Aber was heißt das schon? Alles nur eine Frage der Umstände? Oder der Definition?
Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.