37. Internationaler Filmhistorischer Kongress: Mehr als Tell und Heidi. Deutsch-Schweizerische Filmbeziehungen
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Idyllische Bergkulissen, die Sage von Wilhelm Tell und die vielfachen medialen Reproduktionen von Johanna Spyris »Heidi« prägen das filmische Bild der Schweiz aus deutscher Sicht. Dazu kommen zahlreiche Adaptationen der Literatur-Klassiker wie Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf. Darüber hinaus gibt es aber noch einiges mehr zu entdecken, was die Filmproduktion der beiden Länder miteinander verbindet.
Der 37. Internationale Filmhistorische Kongress geht den vielfältigen Verflechtungen zwischen der deutschen und schweizerischen Filmgeschichte und -produktion nach.
Zum Einstieg gibt Achatz von Müller einen Abriss über die Mythen und Geschichte der Schweiz und Frédéric Maire stellt die Besonderheiten der Schweizer Filmgeschichte vor. Martin Girod betrachtet bzgl. Geschäft und Politik die Filmbeziehungen zwischen Deutschland und der Schweiz in der Zeit 1933-45. Die in dieser Zeit auch in der Schweiz aktive Produktionsfirma Terra der Brüder Scotoni drehte Filme im Sinne der Nazi-Ideologie. Daniel Otto schaut hinter die Kulissen und Arbeitsweisen der Firma. Aufgrund der Hürden, eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, gibt es nur wenige Filmmacher, die im Schweizer Exil ihre Karrieren fortsetzen konnten. Die Exilerfahrungen von Hans Richter und Julius Pinschewer, die mit Kurz- und Werbefilmen auch in der Schweiz erfolgreich waren, werden im Panel »Kurzfilme im Exil« von Yvonne Zimmermann, Martin Loiperdinger und Ralf Forster vorgestellt. Die Besonderheit des Sprachraum Schweiz spiegelt sich auch in der Rezeption von Mehrsprachenversionen wider, die – oft auf deutsch und französisch gedreht – in der Schweiz einen lohnenden Absatzmarkt fanden, was Daniel Wiegand und Jessica Berry am Beispiel der Rezeption von DIE NACHT GEHÖRT UNS (1929) aufzeigen. Felix Aeppli betrachtet die Koexistenz von Dialekt und Hochdeutsch im Schweizer Film. Im Panel »Mythen und Nationalismus« betrachtet Benedikt Eppenberger die eidgenössische Filmpropaganda anhand von Leopold Lindtbergs LANDAMMANN STAUFFACHER (1941). Timur Sijaric untersucht die Inszenierungen von nationalsozialistischen audiovisuellen Mythen, während Axel Block einen besonderen Blick auf die Schweizer Berge als Hauptdarsteller für die Kameramänner der Freiburger Schule wirft. Im abschließenden Panel beschäftigt sich Elizabeth Ward mit dem Verhältnis der DDR zur Schweiz und der Präsentation von DEFA-Filmen beim Locarno Film Festival.
Ergänzt wird der Kongress durch eine Vorstellung der Cinémathèque suisse durch ihren Direktor Frédéric Maire.
Der Kongress findet sowohl als Präsenzveranstaltung als auch online über Live-Stream statt.
Die Veranstaltung ist Teil von cinefest - Internationales Festival des deutschen Film-Erbes (www.cinefest.de)
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