Tipps für den E-Bike-Kauf Welches E-Bike ist richtig für mich?
Beim Fahrradfahren kommen wir häufig ins Schwitzen, insbesondere bei hanseatischem Gegenwind. Das ist gut für unsere Gesundheit, aber auf dem Weg ins Büro oder zum Kino können wir gut darauf verzichten. Na gut, aber sind E-Bikes nicht eher etwas für Oma und Opa? Wir finden: nein, denn heute gibt es ganz verschiedene Modelle, die nicht nur Komfort, sondern auch Coolness und Style ausdrücken können. Die Auswahl ist inzwischen nämlich riesengroß: Es gibt E-City-Bikes, E-Mountainbikes, E-Rennräder und Lasten-E-Bikes. So schön eine reiche Auswahl auch ist, so schnell kann man dabei den Überblick verlieren.
Ein E-Bike ist für die meisten von uns eine große Anschaffung, die wir nicht bereuen möchte. Damit ihr keine falsche Entscheidung trefft, haben wir uns mit Lennart Klocke unterhalten. Er ist Testredakteur bei der Zeitschrift BIKE BILD und als solcher schon mit unzähligen E-Bikes unterwegs gewesen. Auch privat ist Lennart Klocke passionierter Radfahrer, egal ob auf dem E-Bike oder Rennrad.
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E-Bike, Pedelec, S-Pedelec – wo besteht eigentlich der Unterschied? Laut Lennart Klocke meinen die meisten, die von E-Bikes sprechen, eigentlich das Pedelec; ein Fahrrad, das seine:n Fahrer:in beim Treten elektrisch unterstützt. Der Grad der Unterstützung kann am Lenker eingestellt werden, sodass man mit elektrischer Unterstützung bis zu 25 Stundenkilometer schnell fahren kann. Laut Gesetz sind Pedelecs Fahrräder und dürfen somit auf Fahrradwegen gefahren werden. Anders sieht es bei S-Pedelecs aus, denn hier steht das S für Speed. Mit einem S-Pedelec kann man bis zu 45 Stundenkilometer fahren, womit Fahrer:innen verständlicherweise nichts mehr auf dem Fahrradweg zu suchen haben. Stattdessen muss ein Kennzeichen am Fahrrad angebracht werden, denn S-Pedelecs werden als Kraftfahrzeuge klassifiziert und müssen damit selbst bei langsamer Fahrgeschwindigkeit auf der Straße fahren.
Im Gegensatz zu Pedelecs sind E-Bikes gar keine Fahrräder, sondern Elektrozweiräder oder auch Leichtmofas. Sie werden mittels Gasgriff und ohne Treten beschleunigt, müssen ebenfalls auf der Straße gefahren werden und erfordern einen Mofaführerschein.
Die richtige Auswahl gemäß der eigenen Bedürfnisse
Genau wie beim klassischen Fahrradkauf müssen wir uns beim E-Bike-Kauf fragen, was wir damit überhaupt vorhaben. Wenn ihr ganzjährig damit zur Arbeit pendeln möchtet, benötigt ihr ein Pedelec mit Lichtanlage, Schutzblechen, Gepäckträger und einer Akkukapazität, die der Länge eures Arbeitswegs entspricht. Ein sparsamer Citymotor ist für diesen Einsatz meist ausreichend und relativ günstig in der Anschaffung. Wochenendtouren fallen normalerweise etwas länger aus, dafür sollte ein Akku über mindestens 500 Wattstunden verfügen, damit der Rückweg nicht zur Qual wird. Mit einem kräftigen Touren- oder gar Sportmotor seid ihr auf der sicheren Seite, wenn ihr lange in schwierigem Gelände unterwegs seid.
Aktuell am beliebtesten sind E-Trekkingbikes mit ihrer Kombination aus starker Antriebspower, Alltagstauglichkeit und Komfort. Dicht auf den Fersen folgen die City-Pedelecs, die über schlanke Antriebe und Akkus verfügen, sodass man sie häufig auf den ersten Blick gar nicht als Elektrofahrrad erkennt. Ein E-Mountainbike sollte in Hamburg kaum Anwendung finden und ist vorwiegend im Süden der Republik sehr beliebt. Ganz groß im Kommen sind die motorisierten Geschwister der Lastenräder: Cargobikes. In großen Städten wie Hamburg sind sie der ideale Ersatz für Autos, da man mit ihnen schwere Einkäufe und je nach Modell sogar Kinder transportieren kann. Deshalb wird ihre Anschaffung in einigen Fällen sogar gefördert, für gelegentliche Fahrten mit dem Cargobike lohnt sich außerdem eines der Leihräder von StadtRAD.
Pedelec Must-haves
Wie bei jedem Fahrrad sollte auch ein Pedelec ordentliche Bremsen haben. Das wird umso wichtiger, wenn man mit 25 Stundenkilometern und einem 15 Kilogramm schweren Bike durch die Gegend flitzt. Der Standard bei Qualitätsrädern sind hydraulische Scheibenbremsen, denn mit ihnen erzielt ihr die beste Bremsleistung. Ein gutes Pedelec erkennt ihr zudem an breiten Allroundreifen mit Qualitätspneu, der mehr Grip in Kurven und beim Anhalten bietet. Nicht sicherheitsrelevant, aber komfortsteigernd sind ergonomische Griffe und ein bequemer Sattel. Auch die richtige Rahmengröße trägt wesentlich zum Fahrspaß zu, hierzu könnt ihr euch in einem Fachgeschäft beraten lassen. Hier ist der Kauf zwar etwas teurer als im Onlineshop, in jedem Fall ist das Pedelec aber eine größere Anschaffung, bei der ihr keine Fehler machen wollt.
Die Akkus verschiedener Hersteller:innen sind von unterschiedlicher Qualität und die Leistung in Wattstunden, die Lennart Klocke in seinen Tests ermittelt, weicht manchmal von der angegebenen Leistung ab. Grundsätzlich gilt jedoch: je größer der Akku, desto größer die Reichweite und das Gewicht des Akkus. Noch wichtiger als die Wahl des richtigen Modells sind die richtige Lagerung und das richtige Aufladen. Wenn es im Winter kalt wird, solltet ihr eure Akkus in der Wohnung laden und aufbewahren und die Empfehlungen der Hersteller:innen zu den Ladezyklen beachten.
Muss das so teuer sein?
Beim Anblick der Preise, die namhafte Hersteller:innen für ihre Pedelecs und E-Bikes verlangen, zerplatzt so mancher Traum vom schweißfreien Fahrradfahren. E-Bikes zum Preis von 1000 Euro, die es häufig in Onlineshops zu kaufen gibt, erscheinen da als eine verlockende Alternative. Diese kommen jedoch mit weniger leistungsstarken Motoren und geringeren Reichweiten daher, sodass ihr euch gegebenenfalls auf dem Heimweg mit einem schweren Bike und ohne Akku abmühen müsst. Bei diesen Modellen sind außerdem häufig Teile der Alltagsausstattung, wie Lichter und Schutzbleche, nicht enthalten, sodass ihr mit Folgekosten rechnen müsst. Sie kommen darüber hinaus mit günstigen Felgenbremsen daher, die für ungeübte Fahrer:innen ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko darstellen können.
Wenn ihr etwas mehr Geld für ein Pedelec in die Hand nehmen könnt, bekommt ihr nicht nur eine hervorragende Ausstattung, die allen Sicherheitsstandards entspricht, sondern auch schöne Feature wie in den Rahmen integrierte Akkus und bessere Bedienelemente. Ihr könnt auch eure Arbeitgeber:innen fragen, ob sie euch statt eines Dienstwagens ein Leasing-Pedelec zur Verfügung stellen würden. Der finanzielle Anreiz ist jedenfalls gegeben.
Egal, für welches E-Bike-Modell ihr euch entscheidet: Mit dem E-Bike trefft ihr eine gesunde und solidarische Entscheidung. Die elektrische Unterstützung ist nämlich nicht nur für Oma und Opa eine tolle Alternative, sondern kann uns allen den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad erleichtern.